VOLL, Jacob
·
Mainz 1840
Diese originelle Gitarre weist im Bereich des Halses eindeutig Konstruktionsmerkmale von J.G.STAUFER auf: Der Hals ist am Korpus angeschraubt und damit im Winkel verstellbar, die Griffbrett-Extension ragt frei schwebend über der Decke bis zum Schallloch, und die Kopfplatte zeigt jenes asymmetrische Design, das über 100 Jahre später Leo FENDER beim Design seiner E-Gitarren inspiriert haben mag. Die ebenfalls asymmetrische Stimm-Mechanik ist außerordentlich kunstvoll gestaltet und in die Kopfplatte millimetergenau eingepasst, nicht einfach darauf geschraubt. Diese Bauweise ist handwerklich sehr aufwendig; kein Wunder, dass sie nicht lange beibehalten wurde und einfacheren, aber weniger eleganten Lösungen Platz machen musste! Der Hals dieser VOLL-Gitarre besteht aus Mahagoni und ist rundum mit Ebenholz furniert. – Der Korpus dieser Gitarre zeigt ganz eigenwillige und aufwendige Details mit einem geschwungenen Absatz in den Zargen, ähnlich wie bei Streichinstrumenten, und einem ovalen Schallloch. Die Decke ist aus massiver Fichte, der Korpus aus höchst dekorativem Rio-Palisander, beim Boden auf Fichte furniert, wie man es zeittypisch oft findet. Dazu gehört auch ein Steg mit Stöpseln zur Saitenbefestigung und separater Stegeinlage zur sauberen Intonation, der beidseitig von filigran geschnitzten Ebenholzranken eingerahmt ist (die leider nur teilweise original erhalten waren). Das Instrument ist sehr fein gearbeitet... sagen wir besser: das war es! Ich habe es schrottreif bekommen, mit unzähligen klaffenden, aufgeworfenen Rissen, losen und gesplitterten Zargen, losem Unterblock, untauglichen Reparaturen mit Klebstoff und Kitt, abgerissenem, gesplittertem und unvollständigem Kopf, und dick darüber geschmotzter schwarzer Farbe ... Ich nahm das quasi als sportliche Herausforderung, und die Restauration forderte wirklich sehr viel Mühe, Geduld, und Tricks. Doch das Ergebnis lohnt den Aufwand: Diese eigenwillige Gitarre ist wieder sehr schön geworden, und voll spielfähig! Dabei überrascht sie mit einem gemessen am kleinen Korpus sehr angenehmen Klangbild. Doch erst in der Handhabung von Stimmung und Saitenlage wird der enorme Fortschritt merkbar, den ab 1822 die Konstruktionsmerkmale von J.G.STAUFER darstellten! Über Jacob VOLL selbst, der offensichtlich ein sehr kompetenter Instrumentenbauer gewesen sein muß, konnte ich noch nicht mehr herausfinden als das, was auf dem eingeklebten Etikett vermerkt ist: diese Gitarre wurde Jacob VOLL in Mainz 1840 gebaut.