STAUFER, Johann Georg, Terz-Gitarre
·
Wien ca. 1820
Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt er als einer der bedeutendsten Gitarren-Bauer im deutschsprachigen Raum: J.G. STAUFER (manchmal auch mit Doppel-F geschrieben), 1800-1850 in Wien. Er begann damals bereits mit dem Bau von Instrumenten in größerem Format und dementsprechender tonaler Durchsetzungs-Fähigkeit, er erfand den angeschraubten und verstellbaren Hals mit frei schwebender Griffbrett-Extension - Diese Bauweise wurde ihm 1822 als Privileg zuerkannt, das entsprach damals einem Patent. Die freischwebende Griffbrett-Extension hat sich bis heute bei Archtop-/Jazz-Gitarren erhalten. J.G.Staufer entwickelte auch den asymmetrischen Kopf mit gekapselten, einseitigen Stimm-Mechaniken. Dieses Design findet sich heute bei der berühmten Fender Stratocaster (E-Gitarre) samt deren ungezählter Kopien wieder. – Die genannten modernen Merkmale weist mein Exemplar nicht auf, die Gitarre ist eher von traditioneller Machart mit Ebenholz-Wirbeln in der 8-förmigen Kopfplatte, das durchgehende Griffbrett (damals noch keine Selbstverständlichkeit) trägt Mesinng-Bünde und ist in die Fichten-Decke eingearbeitet, die Mensur beträgt 56 cm und weist sie als Terz-Gitarre aus. Die Randeinlagen sind sehr fein und aufwendig aus mehrlagigen Holzspänen gemacht. Boden und Zargen sind ebenfalls aus Fichte, mit Mahagoni furniert. Wegweisend war damals die separate Stegeinlage (aus Messing)) für eine saubere Intonation, altmodisch (aber hübsch!) dagegen die fein geschnitzten Ornamente im Rokoko-Stil an den Steg-Enden auf der Decke. Die Gitarre ist gut spielbar und hat einen klaren, leichten Klang. Das Instrument ist nicht datiert, die Bauweise läßt auf vor 1822 schließen. Die Echtheit und das eingeklebte Etikett schien zunächst etwas zweifelhaft. Ich hatte die Gitarre von einem (immerhin echten!) Wiener (Konrad H.) in München gekauft, der keine abgesicherte Aussage hierzu machen konnte. Nach längeren Nachforschungen bekam ich über den Lauten-Bauer Urs Langenbacher in Füssen doch noch die Bestätigung der Echtheit: Im Wiener Musik-Instrumenten-Museum findet sich demnach ein (fast) identisches und eindeutig zugeordnetes Exemplar. Ebenso findest sich in der Musikinstrumentensammlung des Deutschen Museums München (Inv.Nr. 80/473, 1-2) eine sehr ähnliche Gitarre von J.G.Staufer. Somit ist die Echtheit zertifizierbar; Glück gehabt! – Durch U. Langenbacher erfuhr ich auch, dass J.G.STAUFER einst in Füssen den Lauten-Bau erlernt hat – Und warum wollte ich diese uralte Gitarre haben? Weil C.F.MARTIN nach seiner Lehrzeit in Markneukirchen bei Meister STAUFER in Wien bis 1925 Vorarbeiter gewesen ist und dort handwerklich und unternehmerisch reifte. Vielleicht ist meine STAUFER-Gitarre sogar durch seine Hände gegangen? Jedenfalls sind viele der ganz frühen MARTIN-Gitarren (ab 1833 in USA, vgl. z.B. MARTIN 0-26) den Instrumenten J.G.STAUFERs nachempfunden.