GONZALES, A. Solar
·
Madrid 1970
Dies ist eine typische Vertreterin der ´klassischen Gitarre` (landläufig auch als ´Konzert-Gitarre` oder ´spanische Gitarre` bezeichnet, nicht zu verwechseln mit Flamenco-Gitarren!), die grundsätzlich mit Nylon-Saiten (früher Darm-) bespannt ist. Historisch liegt deren Wiege in Spanien: Mitte des 19. Jahrhunderts, als überall in Europa und Nord-Amerika bereits der Gitarrenbau gepflegt und weiterentwickelt wurde, fand der Spanier A. Torres eine vergrößerte und ausgewogene Bauform, welche die bis heute gültige Form der Konzertgitarre weitgehend definierte. Dies war eine ganz andere Entwicklung als bei den Steelstring-Gitarren, die ausgehend von europäischen Wurzeln in den USA entwickelt wurden und bis heute sehr unterschiedliche und dynamische Weiterentwicklungen vorweisen. Allerdings hatte C.F.MARTIN ebenfalls Mitte des 19. Jh. eine wegweisende Weiterentwicklung eingeführt, deren Bedeutung erst ab 1925 mit der Umstellung auf Stahlsaiten deutlich wurde: die X-Verbalkung der Gitarrendecke (vgl. C.F.MARTIN 0-26, Bj. 1860). – Diese Gitarre Von A. Solar GONZALES erwarb ich 1970 taufrisch in Madrid, Leon 1, wo ich zufälligerweise in das kleine Musikgeschäft von Luis Maravilla kam und mich sogleich in dieses Instrument verliebte (ich hatte damals Liebeskummer!). Für diesen "dringend notwendigen" Kauf musste ich alles Geld zusammenkratzen und mir von den mitreisenden Kumpels den Rest leihen. Zum ersten Mal war meine Gitarren-Leidenschaft durchgebrochen. Das Geld reichte dann gerade auch noch für den allerbilligsten Koffer dazu, und das Reisebudget war sehr schmal geworden. Diesen Gitarrenladen konnte ich später nicht wieder finden, und unter dem Namen Luis MARAVILLA findet sich nur ein berühmter Flamenco-Gitarrist und -Lehrer; ob er der damalige Ladeninhaber war? - Anselmo Solar GONZALES war ein renomierter Gitarrenbauer. Geboren ca. 1918 in Pravia/Asturien, eröffnete er seine Werkstatt in Madrid, Cerro Carabito No. 11. Er hatte schon für S. Hernandez gearbeitet, und später arbeiteten auch J. und L. Alvarez für ihn, bekannte Namen. Die Gitarre hat eine Decke aus Zeder, Boden und Zargen sind aus Rosenholz, und der Hals aus Zedro. Dieses Holz war auch bei den frühen Martin-Gitarren verwendet worden, die noch von der europäischen Bauweise geprägt waren. Der Halsfuß reicht in den Korpus hinein, die Gitarre wurde praktisch darum gebaut. Diese typisch spanische Bauweise begünstigte leider einen Spannungsriß, der sich 1976 durch den Halsfuß und die oberen Zargen durchzog. Ehrlicherweise ist zu berichten, dass die Ursache dafür primär menschliche Spannungen waren: Ich boxte in feucht-fröhlicher Runde mit der Gitarre eine Kumpel, weil der mich beim Spielen gestört hatte... Seit der Reparatur ist das Instrument stabil geblieben. Verarbeitung und Klang sind gut, aber nach meiner Einschätzung nicht überragend. Im Internet habe ich allerdings Preise von 3500,- Euro und mehr für Gonzales-Gitarren entdeckt. - Der Reiz des klassischen Gitarre-Spiels hielt bei mir nur etwa vier Jahre an, dann kehrte ich wieder zur Steelstring-(Folk)-Gitarre zurück, freilich wesentlich bereichert!