Tamburica/Bisernica, Eduard Vondrácek, Praha · ca. 1900
Die Tamburitza gehört zur Tanbur-Familie und damit zu den ältesten Lauten. Ausgehend von Vorderasien gelangte sie nach Europa, aber auch nach Osten bis nach China und Japan. Vor allem auf dem Balkan, den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens, ist sie bis heute verbreitet in verschiedenen Größen, Typen und Bezeichnungen (Brac, Bisernica). So wie in Deutschland anfang des 20. Jh. Mandolinen-Orchester beliebt wurden, so wuchsen dort Tamburitza-Orchester. Zwischen den Weltkriegen soll es sogar in manchen deutschen Städten solche Orchester gegeben haben. - Das Besondere an der Tamburitza ist die Bauweise als Schalenhals-Laute, bei der der muschelförmige Korpus aus einem Stück Holz gearbeitet ist. Darauf geleimt ist eine Fichtendecke mit kleinem, runden Schallloch. Der Hals ist angesetzt, den geschwungenen Kopf ziert eine verdeckte, hübsch gravierte Mechanik für die zweimal zwei Saiten. Ungewöhnlich ist die zweigeteilte Anordnung der Bünde auf dem Griffbrett: Für das untere Saitenpaar diatonisch, für das obere komplementär die Tonstufen, die bei der diatonischen Seite fehlen. Gebaut wurde dieses Instrument von E.Vondrácek in Prag, vermutlich um die Jahrhundertwende. Über ihn habe ich noch nicht mehr herausgefunden. Gekauft habe ich diese Tamburitza ebenso in Prag, in einem kleinen, musikalischen Antiquitätenladen auf dem Hradschin. Ob sie jemals aus der Stadt herausgekommen ist? Ein Souvenir.