PRAIRIE STATE 15" chocolate · 1935

Die Larson-Brothers sind eine Legende. Ihre Instrumente sind zwar nicht so verbreitet und bekannt wie die der Riesen MARTIN und GIBSON, doch ihr Platz in der Geschichte der amerikanischen Gitarre, quasi der „hall of fame“, ist unbestritten! Die Brüder Carl C.F. Larson, genannt ´Pop` oder ´Dad`, und Peter August Larson, genannt ´Gust` oder ´Augie`, waren 1886 von Schweden in die USA emigriert und kamen nach Chicago, wo damals schon die Musikinstrumenten-Industrie erblüht war (vgl. z.B. >>Washburn New Model). Sie machten sich einen Namen mit ihren qualitativ hochwertigen und aufwändig dekorierten Zupfinstrumenten, deren Weiterentwicklung und Produktionstechnik sie engagiert vorantrieben, wovon zahlreiche Patente zeugen. Besonders eindrucksvoll sind dabei fantasievoll gestaltete, viel-saitige sog. Harpguitars (vgl. auch meine Schrammel- bzw. Bassgitarren). Die Larson-Brothers produzierten wie ihre Konkurrenten unter verschiedenen Labels ihre Instrumente, die bekanntesten sind heute MAURER, STAHL und PRAIRIE STATE. Dabei kann jedoch nicht von industrieller Groß-Serienproduktion gesprochen werden, denn insgesamt sind während der gut fünf Jahrzehnte bis Anfang der 40-ger Jahre nur etwa 2500 Instrumente gebaut worden, wesentlich weniger als lange angenommen. Sämtliche Unterlagen dazu sind leider zerstört bzw. verloren gegangen, was die Schätzungen erschwert. Dazu kommt, dass die Larson-Brüder es mit Seriennummern und Typ-Bezeichnungen überhaupt nicht genau nahmen: Manche Instrumente tragen überhaupt keine Angaben, dafür wurde manche Nummer doppelt verwendet, und die Abgrenzung zwischen den verschiedenen Labels war sehr ungenau. Das wird in dem reich bebilderten Buch über die Instrumente der Larson-Brothers sehr schön dargestellt.

Die hier vorgestellt Prairie-State trägt als Seriennummer 952 ist datiert vom 1.6.1935 und damit zeitgleich gebaut wie meine >>Maurer 16“. Für beide ist nirgendwo eine Typen- bzw. Style-Bezeichnung zu finden. Der Korpus im Auditorium-Size 15“ ist aus Fichte und Rio-Palisander gebaut, mit breiten mehrfarbigen Bindings, einem aufgeschraubten Pickgard, und schokobraun gebeizter Decke. Das schaut richtig gut aus! Sie ist als 14-Bund Model mit massivem Kopf und Einzelmechaniken ausgeführt und damit im Vergleich zur >>Prairie State Style 450 wesentlich moderner gestaltet. Sie weist ebenso wie diese die patentierte Bauweise mit doppeltem Stahlstab zum Einstellen des Halses und zur statischen Entlastung der Decke auf, sowie die starke Wölbung von Decke und Boden, die unter Spannung verbaut wurden und damit stabiler und resonanzfreudiger sind. Dazu dient auch die Schichtbauweise der Deckenbalken (Fichte-Ebenholz-Fichte).– Eine Merkwürdigkeit konnte letztlich nicht geklärt werden: Die Brücke war original nur mit drei (!) Schrauben aufgeschraubt und offenkundig nicht richtig verleimt!? Mit Schrauben hatten es die Larson-Brothers ja schon, wie man am Pickgard sieht oder auch den Stahlstäben, doch diese Konstruktion mutet schon sehr kühn an! Letztlich war die Brücke damit nicht wirklich gut und nachhaltig mit der Decke verbunden; Absicht oder Versehen? Der Fachmann Willi Henkes diskutierte dies weltweit mit Kennern. Schließlich entschieden wir uns, die Originalbrücke doch zusätzlich zu verleimen, um die Spielbarkeit und Erhaltung der Gitarre zu gewährleisten. – Klanglich ist diese Gitarre wirklich erste Sahne und wurde aus berufenem Munde auch schon als Referenz-Instrument bezeichnet. Der Originalzustand ist zudem exzellent.