GIBSON Mark 81
·
1978
„Die Mark-Serie sind die schlechtesten Gitarren, die Gibson je gebaut hat!“ Soweit die vernichtende Aussage eines ausgewiesenen Vintage-Fachmanns. Dabei war gerade dieses Modell dazu auserkoren, dem Namen GIBSON neuen Glanz zu verleihen, nachdem die Qualität der Instrumente, wie in der Folge auch der Absatz, seit Mitte der 60-ger Jahre (im vorigen Jahrhundert!) stetig abgenommen hatte als Resultat von Eigentümerwechsel, Gewinnmaximierung, mangelnder Qualitätskontrolle, usw.. Eine totale Neuentwicklung sollte es sein, nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entworfen und gebaut, ohne Rücksicht auf Kosten (zunächst). ….
Herausgekommen ist eine ziemlich große, voluminöse Gitarre mit einem neuen Design, dem eine eigenwillige Ästhetik und Eleganz nicht abzusprechen sind. Die Mark-Serie umfasste fünf Typen in unterschiedlicher Ausführung und Preislage, von denen die Mark 81 die zweitbeste bzw. –teuerste (teurer als das Allzeit Flaggschiff J-200) darstellte (vom Top-Modell Mk 99 gibt es kaum eine Hand voll). Diese Gitarre mit Fichtendecke, Palisanderkorpus und 3-teiligem Ahornhals ist äußerlich wie inwändig außergewöhnlich aufwendig gebaut (man beachte nur die ungewöhnliche Deckenverbalkung – sie weist Ähnlichkeiten mit der Fächerverbalkung der spanischen Bauweise auf – und die asymmetrische, sorgfältig ausgearbeitete Brücke mit einschiebbarer, auswechselbarer Stegeinlage, die mehrlagigen bunten Randeinlagen am Korpus, Hals und Kopf, die hochwertigen Abalone-Einlagen im Griffbrett und –Dots am Rand, und das Perlmutt-Logo im alten Stil) und für Gibson-Verhältnisse auch sehr gut verarbeitet, allerdings ist sie auch ziemlich schwer geraten, was für den Klang weniger Gutes erwarten lässt. Der Zustand dieser Gitarre von 1978 ist fast makellos, die Spielbarkeit bestens (abgesehen vom zeittypisch schmalen Hals).
Wenn man mit der Erwartung des Eingangs-Zitates an die klangliche Beurteilung geht, dann ist der Klang doch überraschend: diese Gitarre summt geschmeidig wie ein BMW-Sechszylinder, klingt sehr ausgewogen, eher mittenbetont, und je höher die Lage, desto schöner singen die Höhen. Gemessen am riesigen Korpusvolumen ist die maximale Lautstärke allerdings verhalten; hier darf man wirklich nicht zu viel erwarten.
Aber dieses Instrument stellt doch einen Meilenstein in der GIBSON-Geschichte dar, weil es einen Neuanfang darstellt, der zwar nicht direkt zum Erfolg führte, aber die Rückbesinnung auf hohe Qualitätsansprüche dokumentiert. Über diese akademisch (fehl-)entwickelte MARK-Serie besann man sich schließlich wieder auf alte Tugenden, kopierte die eigenen Vintage-Ikonen, führte frühere Typen und Bauweisen wieder ein und kam so schließlich wieder zum Erfolg! Deshalb habe ich die Mark 81 ins „Gitarren-Paradies“ aufgenommen, obwohl sie noch ein Youngtimer ist.