GIBSON SJ-200
·
1950
Das ist GIBSONs Königin der Flattops seit 1938: die ´Super-Jumbo` SJ-200! Die wenigen Vorkriegs-Exemplare werden heute fast mit Gold aufgewogen; während des Kriegs wurde die Produktion ausgesetzt worden. Ab 1947 kam die SJ-200 wieder auf den Markt und wurde bald von vielen Größen des Music-Business genutzt. Bald wurde sie in J-200 umbenannt und so - laufend modifiziert - bis heute produziert. Die einschneidendste Modifikation kam allerdings gleich nach dem Weltkrieg: anstatt Palisander wie bei den Vorkriegs-Modellen wurde nun Ahorn für Zargen und Böden verbaut. Dadurch entstand praktisch eine heue Gitarre. Charakteristisch blieb die ausladende (fast 17"), bauchige und stark taillierte Korpusform mit der durchbrochenen ´Moustache`-Brücke (bis 1960) und dem Schlagbrett mit eingraviertem Blütenmuster (verändert ab 1955). Die Kopf-Platte ist wie alles an dieser Gitarre größer und reicher verziert als bei den anderen Gibson-Flattop-Modellen. Nicht zuletzt ist auch das Klangvolumen beeindruckend. Ab 1959 wurde die J-200 aus produktionstechnischen Gründen sehr zu ihrem Nachteil modifiziert. Gibson steuerte in die Krise. – Meine erste Super-Jumbo, Baujahr 1956, kaufte ich 1997. Sie befand sich in gutem, rissfreiem, weitgehenden Original-Zustand. Die Decke war in dem etwas helleren Cherry-Sunburst lackiert, das Schlagbrett zeigte die seit ´55 modifizierte Gravur. – Diese Gitarre wurde aber nie mein Favorit. Natürlich war sie wie alle Super-Jumbos etwas unhandlich, der Klang war zu mittenbetont, nasal und percussiv, und die Spielbarkeit mäßig und eher geeignet für Plektrumspiel als für Fingerpicking. Aber zweifellos war sie die Größte und optisch Eindruckvollste in meiner Sammlung, ein starkes Stück. Nicht umsonst hat Elvis Presley so ein bevorzugt! – Und dann wurde mir diese andere SJ-200 von 1950 angeboten; auf dem Label steht tatsächlich noch SJ! Das ist mal wieder eine der Ungereimtheiten der GIBSON-Typologie: bis ca. 1951 wurde die 200 als J oder SJ gelabelt. Diese SJ-200 klingt jedenfalls so wie sie aussieht und ihr Name verspricht, einfach super: offener, differenzierter, klarer und mächtiger als die J-200 von 1956. Mit ihrem breiteren Hals eignet sie sich auch viel besser für meine Spielweise. Der Zustand ist zudem außerordentlich gut, samt Originalkoffer. Die konstruktiven Unterschiede zur ´56-ger J-200 sind größer als erwartet: Hier findet sich die klassische X-Verbalkung, bei der jüngeren ein doppeltes, spitzwinkliges X. Letzteres wird in der Literatur zwar auch der Vor-Kriegs-Super-Jumbo zugeschrieben, doch in Fachkreisen wird dies bezweifelt. vielleicht war ein Prototyp so gebaut, doch alle bislang begutachteten frühen Exemplare wiesen demnach die klassische X-Verbalkung auf, und das Doppel-X mit der steiferen Struktur und dem perkussiven Klang wurde demnach erst Mitte der 50-ger Jahre eingeführt. Wie dem auch sei: Das Bessere ist der Feind des Guten, und deshalb bin ich schwach geworden und habe mich von der jüngeren J-200 getrennt. Denn für beide Super-Jumbos reicht der Platz einfach nicht aus... Bis dann noch eine Vorkriegs SJ-100 ins Spiel kam!