GIBSON LG-2
·
1944
Ende 1942 wurde die Baureihe der LG-2 eingeführt, LG steht wohl für „Little Guitar“. Tatsächlich ist die LG-2 nochmals ein gutes Stückl kleiner als die bisherigen kleine Gibson der L-Serie, von der die Sammlung diverse Modelle präsentiert, z.B. Gibson L-0. Auch die Proportionen der LG unterscheiden sich von der L: Die Oberweite (!) ist im Vergleich zur Unterweite (bzw. Breite) relativ größer, die Taille weniger stark… (warum klingen diese Begriffe alle so weiblich? Weil die Gitarre halt weiblich ist, natürlich!). Die Korpusform ähnelt etwas der klassischen/spanischen Gitarre. Hals und Konstruktion freilich bleiben in der Tradition von Gibson, und die Deckenverbalkung zeigt das typische X und scalloped bracing, das für guten Klang bürgt. Nach dem Krieg wurde die LG-Linie ausgeweitet (LG-1, LG-0) und die Herstellung und Ausführung vereinfacht, z.B. wurden die Tonbalken nicht mehr scalloped ausgeführt. Außerdem kam anfang der 50-ger Jahre als zukunftsweisende Neuheit ein Modell mit Cutaway, die Gibson CF 100 E. Die LG-Serie wurde bis 1962 gebaut, dann zur B- und F- Serie weiterentwickelt und immer mehr „verschlimmbessert“! – Die Gründe für die Entwicklung dieses kleinen Modells liegen vermutlich nicht zuletzt im kriegsbedingten Materialmangel: Die Holzbestände wurden knapp, insbesonders bei Import-Hölzern: gegen Ende des Krieges wurde Mahagoni für den Korpus knapp und durch heimischen Ahorn ersetzt. Die Restbestände von Deckenholz (red spruce) waren schmalere Stücke, weshalb Gibson bei den größeren Modellen z.B. Decken aus vier Teilen herstellte. Schließlich wurden wegen des Mangels sogar Decken aus Mahagoni gemacht, von dem es offenbar immer noch mehr als von der Fichte gab. Weil nicht zuletzt auch Stahl knapp wurde, hatten viele Gibson-Gitarren dieser Periode keinen Stahlstab, der den Hals verstärkte. Der Hals wurde dann umso stärker ausgeführt, was bei den Spielern zu unterschiedliche Reaktionen führt; bei so einem kleinen Modell weckt das jedenfalls Verwunderung: nix für kleine Hände! Kräftige Männer schwärmen dafür von den „baseball-bat-necks“! Anfangs wurden diese noch aus Mahagoni gemacht, dann zunehmend aus heimischem Ahorn. Die Ausführung des Halsprofils hatte sich ebenfalls verändert: Vom leichten V-Profil zum halbrunden D. Wie so oft bei Gibson war alles im Fluß! Für Historiker und Sammler ist es allerdings schwierig, den Überblick zu bewahren, denn auf Serien-Nummern wurde damals einfach verzichtet (obwohl die keinen Materialaufwand gekostet hätten!). Wie alle Kriegsmodelle trägt der Kopf der LG-2 das Banner-Logo „Only a Gibson is good enough“. Wilhelm Henkes ist dabei, mit einem Co-Autor ein umfassendes Werk über diese Periode von Gibson zusammenzustellen (www.banner-gibsons.com). – Die vorliegende LG-2 hat folgende Charakteristika: Ahornhals mit Stahlstab (und daher kein ganz so fetter Baseball-Schläger!), der Oberblock trägt den FON-Stempel 88(8?) Decke aus Fichte und Korpus aus Ahorn, recht dunkle sunburst-LAckierung. Diese Version ist bekannt für ihren ausgezeichneten Ton und kräftige Response, im Charakter etwas speziell, nicht „Everybody`s darling“, aber eine Super-Gitarre für Blues-Spieler! Gemessen an ihrer Größe ist sie trotz Materialmangels recht schwer und stabil gebaut. Und einmal mehr ist dies eine Gitarre in exzellentem Original-Zustand ohne Risse oder Reparaturen.