Gibson L-0 · ca. 1942

Die erste Gibson-Flattop 1926 trug bereits die Bezeichnung L-0, doch zeigte sie noch ganz andere Proportionen, die sich an die damals schon bewährten Archtop-Baureihe (vgl. Gibson L-3) anlehnte. Ein eigenes Design erhielt die L-Serie ab 1929, zunächst noch mit Halsansatz am 12. Bund, der ca. 1931erst zum 13. und im Jahr darauf zum 14. Bund wanderte (vgl. Gibson L-2 1931 und Gibson L-2 1932). Die L-0 war das günstigste Modell bis 1932, da wurde sie von der L-00 abgelöst. Ab 1937 kam sie wieder in Programm bis 1942, wie gehabt mit Fichtendecke, Mahagoni-Korpus und schwarzem Finish („Ebony“). Das Pickgard war entweder weiß oder aus „firestripe“-Tortoise. Diese Gitarren spielen und klingen wunderbar mit ihrem V-förmigen Hals und dem resonanzfreudigen Korpus, vgl. auch Gibson L-Century. – Die hier gezeigte L-0 ist ein sehr spätes Exemplar (FON 2799) und weist einige Besonderheiten auf: Sie trägt das Banner-Logo „only a Gibson is good enough“, das erst ab 1942 bei den sogenannten wartime-Gitarren eingeführt worden ist. Doch zeigen die Form des Kopfes, und der Halsansatz noch die frühere, konusförmige Bauweise und nicht die halbrunde der andern Banner-Gibsons (vgl. auch www.banner-gibsons.com). Andrerseits ist die Decken- Verbalkung bereits die modernere, ähnlich die der Gibson LG-2. Das firestripe-Pickgard leuchtet (brennt!) regelrecht auf dem schwarzen Deckenholz, weil es vor der Lackierung auf das unbehandelte Holz geklebt worden ist; die Form des Schlagbretts weicht ab von der üblichen und entspricht der des Gibson-Labels KALAMAZOO, vgl. Kalamazoo KGN-12, ebenso die Randeinlage des Schallochs. All dies deutet darauf hin, dass zum Ende der L-Serien-Produktion die einzelnen Bauteile je nach Bedarf bei unterschiedlichen Modellen Verwendung fanden. Zwanghaft genau nahm Gibson den Gitarrenbau halt nicht! - Klanglich kommt diese L-1 nicht an die wunderbaren Vorgängerinnen aus den 30-ger Jahren heran; sie wirkt weniger sensibel, eher knallig und robust, entsprechend ihrer Bauweise. – Die Gitarre befindet sich in ausgezeichnetem Originalzustand, nur am Boden und in der Zarge hat sie jeweils einen unauffällig reparierten Haarriß. Ein sehr schönes Instrument mit eigenem Charme! So eines hatte ich gesucht – und fand dann neben dieser black beauty gleich noch eine blass-weiße, nämlich die bereits genannte Kalamazoo KGN-12, die als Besonderheit keine naturfarbene Decke hat, sondern eine „opaque“ lackierte! Also ´black and white`, da konnte ich mal wieder nicht widerstehen…