GIBSON L-Century · 1934

Die erste Flattop-Baureihe von Gibson war aus der ursprünglichen, zierlichen Form von 1926 (vgl. Gibson Nick-Lucas-Special) mit dem Halsansatz am 12. Bund zu einem eigenständigen Shape/Design weiterentwickelt worden, der Baureihe L. Zunächst war auch hier der Halsansatz am 12. Bund, der wanderte dann anfangs der 30-er Jahre zum 14. Bund . Die L-Serie wurde in vier unterschiedlichen Ausführungen (L-00, L-0, L-1 und L-2) gebaut. Im Jahr 1933 nahmen die Marketing-Strategen von Gibson das 100-jährige Jubiläum der Industrie von Chicago zum Anlass für eine Sonderserie: die L-Century, kurz: L-C. Sie zeichnete sich einerseits durch ein sehr auffälliges Outfit aus: Griffbrett und Kopf sind total mit Pearlloid belegt, darin eingelegt finden sich Palisander-Ausschnitte mit Perlmutt-Einlagen und Gibson–Logo. Dieser Stil mutet uns Europäer schon sehr amerikanisch an! Dazu kam auch eine substantielle Veränderung: anstatt von Mahagoni (bzw. Rio-Palisander bei der L-2 ab 1932) wurde für Boden und Zargen geflammtes Ahorn verwendet. Das hat deutliche Auswirkungen auf den Klang: (m)eine Mahagoni L-1 (die jetzt Ralf B. besitzt) klang recht trocken und bluesig, die L-C hat einen strahlenden, filigranen Sound, wunderbar für Folk-Style und Fingerpicking. Ich kaufte diese Gitarre während eines East-Coast-Trips 2000 in Rochester bei Dave Stutzmann. Die dunkle Sunburst-Lackierung deutet auf das frühe Baujahr 1934 hin (leider hatte Gibson seine Serien-Numerierung mal wieder verändert, so dass keine eindeutige Zuordnung möglich ist). Das Instrument befindet sich in Original-Zustand und ist rissfrei. Der Original-Steg ist wieder aufgeleimt (damals fixierte Gibson die Brücken bzw. Stege noch nicht mit zusätzlichen Schrauben...). Außerdem hat die Gitarre in ihrem Koffer offensichtlich irgendwann in einer Wasser-Pfütze gestanden: Der Koffer ist an dieser Stelle aufgeweicht und angeschimmelt, die Gitarre selbst hat glücklicherweise nur einen Lackschaden an der unteren Zarge davon getragen. – Sie trägt die Narben ihres langen und offenbar bewegten Lebens mit Würde; ich spiele gerne auf ihr.