C.F. MARTIN & Co. D-28
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1944
MARTIN hatte schon ab 1917 besonders großvolumige Gitarren im Autrag für die O. Ditson Company in Boston gebaut (vgl. auch MARTIN D-18). Ab 1931 bot MARTIN dieses 12-Bund-Modell zunächst als D-1 bzw. D-2 unter eigenem Namen an, dann als D-18 (aus Mahagoni) bzw. D-28 (aus Palisander). Doch erst 1934 mit dem Auslaufen der OM-Baureihe (OM-18) wurde hier die modernen 14-Bund-Bauweise übernommen. Es wird gemutmaßt, der eher bassbetonte Klang dieser Gitarren habe nicht zum MARTIN-Ideal des ausgewogenen Klangs gepasst. Erst ein Produktions-Einbruch bei den Ukulelen (von denen MARTIN ein paar Jahre gelebt hatte) beschleunigte 1934 aus betriebswirtschaftlichen Gründen die offizielle Einführung der D-Baureihe, D für Dreadnought, d.h. Schlachtschiff. In der Tat mag diese sehr große und etwas eckig anmutende Gitarre nicht so recht zur bis dahin gepflegten schlank-dezenten Ästhetik der MARTIN Modell-Palette passen. Doch die Dreadnought sollte Geschichte schreiben: bis heute werden die meisten "Western-Gitarren" nach ihrem Vorbild gebaut. – Meine D-28 wurde 1944 hergestellt und damit gegen Ende der sog. Goldenen Ära. Mit ihr verbunden sind Baumerkmale wie die aufwendig geschnitzte Decken-Verbalkung (scalloped bracing), die Holzspan- und Herringbone-Randeinlagen, und sog. split-diamond- und snowflake-inlays aus Abalone im Griffbrett. Weil während des 2. Weltkriegs Stahl knapp geworden war, sind nur Minimal-Versionen von Stimm-Mechanik verbaut, noch dünner als die der 000-21 von 1943. Weniger Material geht nicht mehr. Der Stahlstab zur Verstärkung des Halses wurde gestrichen (STahl wurde von der Rüstungsindustrie gebraucht) und durch die bereits früher (bis 1934) üblichen Ebenholz-Verstärkung ersetzt, und die Holzstärken wurden wegen Material-Mangels reduziert. So entstanden außerordentlich leichte Instrumente, die sich durch eine sehr sensible Ansprache auszeichnen, ohne wesentlich an Power verloren zu haben. Der Rio-Palisander-Boden dieser Gitarre zeigt eine dekorative Figuration, damals selten verbaut (man legte im Gegensatz zu heute mehr Wert auf eine gleichmäßige Maserung). – Der Zustand dieser Gitarre ist wirklich sehr gut mit wunderschön gealtertem Original-Lack, wenn auch nicht mehr ganz unberührt: Der Hals wurde refinished/neu lackiert, und die Brücke originalgetreu ersetzt (von W. Henkes); der Originalkoffer ist dabei. Klanglich wird diese Gitarre ihrem Ruf gerecht: einfach gigantisch! – Die D-28 ist nicht umsonst zum Mythos geworden. (Vgl. Artikel "Sammlerstück" in ´Akustik-Gitarre` 5/1998)