C.F. MARTIN & Co. D-18
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1937
Die Nachfrage für immer lautere und größere Gitarren stieg im 20. Jahrhundert stetig, und dementsprechend bauten die Hersteller ihre Modellpaletten aus. Bei manchen führte das bis ins Extreme, wenn man z.B. die Monster-Gitarre der Larson-Brothers anschaut, unförmige Riesen mit bis zu 22“ Breite, kaum noch spielbar. C.F.Martin & Co. Verhielt sich hier traditionell wesentlich zurückhaltender. Bis Anfang der 30-ger Jahre blieb die 000 das größte Modell (vgl. >>Martin 000-18), aktualisiert durch die OM (vgl. >>Martin OM-18). Doch experimentierte man durchaus auch an Größerem: Schon ab 1917 baute man für den Händler DITSON, NY wirklich große Gitarren, die die spätere D (=Dreadnought)-Form vorweg nahmen. Diese Instrumente wollten nicht recht in die vorhandene Modell-Palette passen, die eigentlich nach einem 0000-Modell verlangt hätte (das folgte dann erst in den 80-ger Jahren). Doch wuchtige Form und Proportionen (Dreadnought steht für Schlachtschiff!) entsprachen nicht den anderen, elegant taillierten Modellen. Erst 1931 kamen unter dem Martin-Label die ersten D auf den Markt, noch mit 12-Bund-Hals, nicht im Katalog aufgeführt, und in entsprechend geringer Stückzahl (19). Man befürchtete wohl, dass der bass-betonte Klang der D nicht zum tradierten ausgewogenen Klangcharakter der Martin-Gitarren passte und so die Kunden verprellen könnte. Welch ein Irrtum! 1934 wurden die D-Modelle 1 (Mahagoni) und 2 (Palisander) in den Katalog aufgenommen, bald auf 14-Bund-Halsansatz umgerüstet und in D-18 und -28 umbenannt. Dazu heißt es im Katalog von 1935: „This ist he famous „Dreadnought“ bass guitar, originated by Martin in 1917 and now modernized for the plectrum style of playing. The extra wirde and very deep body produces a tone of great power and smoothness,especially fine for broadcasting or recording.“ Dann gab es kein Halten mehr: Die „Schlachtschiffe“ nahmen ihren Siegeszug auf, waren bald die meist verkauften Modelle (1937 allein 426 D-18) und wurden zum Vorbild ungezählter Nachahmer, zum Inbegriff der Western-Gitarre bis heute! Auch Elvis Presley hat eine gespielt. – Meine D-18 wurde 1937 gebaut, einem der gesuchten frühen Jahrgänge. Ab 1939 kam es zu baulichen Veränderungen und Weiterentwicklungen, die bei heutigen Sammlern und Liebhabern nicht so gut ankommen. Letztlich bleiben sie freilich Geschmacksache! Für mich als Fingerstyle-Spieler haben die frühen Modelle den Vorteil, dass sie einen breiteren Hals haben und sich so leichter sauber spielen lassen. Klanglich finde ich dagegen meine >>Martin D-28 von 1944 unerreicht; doch wie gesagt, das ist Geschmacksache. Jedenfalls sind die früher Modelle auf dem Markt höher bewertet. Meine D-18 war ihr Leben lang offensichtlich ein echtes „working horse“, wurde viel gespielt, und trug viele Spuren davon, aber keine Verwüstungen. Während Hals, Boden und Zargen die Patina mit Würde zeigen, wurde die Decke vor vielen Jahren refinished, Haarrisse repariert und eine neuer Steg (absolut originalgetrau) aufgeleimt. Dieses Refinish wurde wiederum mal ausgebessert… Fazit: Der Lack der Decke ist keine Zierde. Doch was zählt ist der Klang dieser Gitarre, und wie sie sich spielt: da lässt sich nichts daran aussetzen, das ist Spitze! Eben eine D-18 aus der „goldenen Ära“!