C.F. MARTIN & Co. 1-17 P · 1930

Die Größe/Size 1 hatte C.F.Martin bereits Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt, als die Modellpalette standardisiert wurde. Damals rangierte sie im Mittelfeld, die größte war Size 0, vgl. >>C.F.Martin 0-26. Mit den Jahrzehnten kamen immer gößere Modelle dazu, vgl. >>C.F.Martin 00-28, >>C.F.Martin 000-18), so dass die Größe 1 in den 30-ger Jahren (des 20. Jh.) schon eine kleine Gitarre war. – Style 17 war ab 1906 bis 1940 die einfachste Ausführung von MARTIN-Gitarren (dann kam mit Style 15 ein noch billigeres Modell, vgl. >>T-15): keinerlei Randeinlagen, nur eine einfache Schalloch-Einlage, ein rechteckiger Steg aus Rio-Palisander statt der aufwendigeren „pyramide-bridge“, das Griffbrett aus demselben Material mit Celluloid-Dots. Zunächst noch mit einer Decke aus Fichte ausgestattet, wurde Style 17 ab 1930 mit einem Korpus völlig aus Mahagoni gebaut. Die hier vorgestellte Martin 1-17 P ist ein Sondermodell, das nur von 1928 – 1931 in geringer Stückzahl (185) gebaut wurde. Es wurde zeitgleich wie die erste 14-Bund Gitarre bei Martin entwickelt, vgl. >>C.F.Martin OM-18, als viele Banjo-Spieler der aktuellen Mode entsprechend auf Gitarre umsatteln wollten und deshalb als Kunden umworben wurden. Sogar der berühmte Gene Autry soll so eine (neben aderen) gespielt haben! Die Geschäfte waren mit der großen Depression 1929 eingebrochen. Die P(= Plektrum)-Modelle kamen der Zielgruppe noch weiter entgegen als die OM, indem ein typisch schmaler, 4-saitiger Banjo-Hals mit einem Gitarrenkorpus verbunden wurde. Merkwürdigerweise wurde dabei die lange Mensur eines 5-saitigen Banjos verwendet, und, ebenso merkwürdig, ein traditioneller Gitarren-Korpus für den Halsübergang am 12. Bund, und der Halsansatz hier sogar am 15. Bund! Zeitgleich war mit der OM ja eine 14-Bund-Form entwickelt worden, die sich eigentlich auch für das P-Modell angeboten hätte. Bei T(=Tenor)-Modellen, ebenfalls 4-saitig, doch mit kürzerer Mensur als die P, wurde dies dann auch umgesetzt. So ist mit der 1-17 P ein heute etwas skurril anmutendes Instrument entstanden: Am kleinen Korpus sitzt ein ellenlanger, schmaler Hals mit Banjo-Mechaniken. Für Spezialisten und Saitenakrobaten mit Vorliebe für die hohen Lagen ist sie prädestiniert; einen Cutaway vermisst man kaum! Zu denen gehöre ich freilich nicht. Warum ich dann diese Gitarre gekauft habe? – Naja, ich wollte der Vollständigkeit halber noch eine Martin der Größe 1, und dann sollte es halt wieder was Besonderes sein! Doch ehrlich gesagt: Ich kann mit dieser 1-17 P wenig anfangen!