Les BROWN
·
1976-1980
Les Brown kommt aus Schottland, ist Liedermacher und Gitarrist, fährt als solcher durch die Lande (Heute hier, morgen dort...) und baut(e) hin und wieder Gitarren, wie es ihn wohl ein alter Onkel gelehrt hatte. Diese Gitarre ist die zweite, die Les mir gebaut hat. Die erste war von ganz andrer Machart und wesentlich origineller gewesen (i.e. stark taillierter, recht zierlicher Korpus aus Fichte/Mahagoni mit Randeinlagen aus Ebenholz und Elfenbein, Mahagoni-Brücke, einem mit Zapfen und Riegeln befestigten und abnehmbaren Hals mit eingefasstem Griffbrett mit großen Perlmutt-Snowflake-Einlagen, der Kopf mit Stern- und Flügel-Einlagen; das gesamte Instrument in Schellack-Handpolitur), doch leider fiel dieses Unikat, im feuchten Schottland gebaut, in der relativen Trockenheit Süd-Deutschlands bald fast auseinander aufgrund unzähliger Trockenrisse, weshalb ich sie zurück gab. Ich sah den Hals später an einer seiner ´Whisky-Kisten-Gitarren` festgeschraubt; schade drum! Les pflegte solchen Ulk gerne bei Workshops, die er anlässlich von Folk-Festivals gab.
Die zweite Gitarre baute Les dann in Salzburg, wohin es ihn für ein paar Jahre verschlagen hatte (en cherchant les femmes...), so gab es wenigstens keine klimatischen Anpassungsprobleme! Die Korpusform ist immer noch eigenständig, sehr voluminös und ähnlich der "round-shoulder-jumbo" von Gibson. Die Decke ist aus extrem feinjährige Alpenfichte (Les erzählte von einem 400-jährigen Abbruchhaus vor Ort, aus dessen Bodenbalken er sie rausgesägt hätte...) und mit relativ starker Wölbung einfach leiter-verbalkt, wie Les es traditionell zu tun pflegte. Boden und Zargen sind aus indischem Palisander, der Hals aus einem Stück Mahagoni mit verstellbarem Stahlstab ist angeschraubt und –geleimt. Die Schalloch- und Deckenrand-Einlagen aus buntem Abalone sägte Les mühsam selbst aus einer großen Muschelschale zurecht (alles in Handarbeit, Maschinen kannte er nicht) --- und hatte dann irgendwann verständlicherweise die Nase voll von diesem Garantiefall! Es ging nichts mehr voran. Ich übernahm sie dann ¾-fertig, gab dem Hals ein spielbares Profil, fertigte die Brücke an, machte Griffbrett- und Kopf-Inlays wie bei der Original-Gitarre, kratzte den lieblos drauf geschmotzten Lack ab und beließ das Finish in Natur gewachst. – Die Gitarre hat einen sehr kraftvollen und in Anbetracht der Deckenverbalkung überraschend ausgewogenen Klang (vermutlich sorgt die Wölbung für ausreichende Steifheit); am liebsten spiele ich auf ihr den ´Harry Lime` in offener G 6 Stimmung: satte Bässe kombinieren sich mit brillanten, ´zitherigen` Höhen... Sie hat sich als statisch stabil erwiesen und befindet sich in praktisch neuwertigem Zustand.
Les Brown habe ich dann nur noch einmal getroffen, da lebte er in Trossingen (en cherchant les femmes...) und spielte eine ältere MARTIN 000-18 (ich glaube, es war die von Sammy Vomacka) – ob ihm die Lust am Gitarrenbau vergangen war? Und wo ist er geblieben?