n.n. BASSGITARRE 13-saitig · ca. 1870

Diese Bass- oder Kontra-Gitarre habe ich in den 80-ger Jahren auf einem Floh-Markt erstanden, leider in ziemlich bedauernswertem Zustand . Sie ist in ihrem langen Leben offensichtlich durch sehr viele Hände gegangen, die viele Spuren hinterlassen, aber auch verwischt haben. So war z.B. eine riesige Brücke für insgesamt 19 Saiten (!) aufgeleimt, die sogar über die Rand-Einlage der Bassseite hinaus ragte und damit kaum original gewesen sein dürfte. Der durchbrochene Kopf der Gitarre sieht nur Stimm-Mechaniken für 13 Saiten vor. Allerdings war der Kopf offensichtlich auch schon umgebaut und überlackiert worden und verriet nicht mehr den Original-Zustand. Der Hals-Ansatz deutet darauf hin, dass möglicherweise der ganze Hals - zwar ebenfalls sehr alt - nicht ursprünglich zu dem Korpus gehört. Der Korpus selbst, aus Fichte und Ahorn gebaut, wirkt zwar ziemlich ramponiert, ist in der Substanz aber erstaunlich stabil und gut erhalten. Die Bauweise mit stark gewölbtem Boden und durchgehendem Stahlstab zur Hals-Befestigung und statischen Entlastung der Decke könnte ein Hinweis auf J.G. SCHERZER/Wien (1834 – 1870) als Erbauer sein (das Label ist verloren gegangen), der ein Schüler von Johann Georg STAUFER war und als erster Gitarren mit zusätzlichen Basssaiten gebaut, und damit die Bauform der sog. Schrammel-Gitarre begründet hat. – Ich habe die Gitarre soweit repariert und zurückgebaut (Brücke gekürzt für 13 Saiten), dass sie wieder spielbar ist, sofern man mit 13 Saiten auf einer Gitarre zu spielen weiß! Eine uralte Gitarre, leider ohne Stammbaum und Lebenslauf.