SCHMIDT, Arthur P. · Boston 1937

Auch das lokale Anzeigen-Wochenblatt ist manchmal für eine Überraschung gut! In den Klein-Anzeigen wurde diese Archtop-Gitarre Ende der 80-er Jahre angeboten von einem Mitbürger, der sie aus den Staaten mitgebracht hatte – doch was war daran herumgepfuscht worden! Soweit die Original-Substanz noch erkennbar ist, war sie wohl nie ein Meisterwerk und schon bei ihrer Entstehung nicht auf dem Stand der Entwicklung der Jazz-Gitarre (vgl. GIBSON L-5), z.B. mit dem runden zentralen Schalloch und zusätzlichen F-Löchern. Vermutlichlich war A.P.SCHMIDT ein Kontrabass-Bauer, denn die außen liegenden Reifel-Hölzchen (Holzstreifen an den Kanten zwischen Zargen und Decke bzw. Boden zur Verbreiterung der Leimfläche) sind eigentlich eine Bauweise, wie man sie vom Kontrabass kennt. Was den weiteren Original-Zustand betrifft gibt es viele Fragezeichen: So war diese Archtop-Gitarre vorübergehend mit einem aufgeleimten Knüpf-Steg ausgerüstet, wie sie bei klassischen Gitarren üblich sind. Der Vorbesitzer hat sie wieder auf die unterständige Saitenbefestigung (der Messing-Saitenhalter mit dem ausgesägten GIBSON-G ist natürlich nicht original) mit aufgesetztem und höhenverstellbarem Steg zurückrüsten lassen; deshalb ist die Decke auch neu lackiert worden. Der Hals mit dem Ansatz am 12. Bund dürfte original sein, der Kopf dagegen (passend zur Brücke) war umgebaut worden als klassisch-spanische Form (durchbrochen und mit Klassik-Mechaniken), welch ein Stilbruch! Wahrscheinlich hatte dieser jemand auch Nylon-Saiten aufgezogen. Ich habe den Kopf dann ersetzt durch eine Kopfplatte im zeitgenössischen Stil mit entsprechenden Mechaniken. – Diese Gitarre ist somit ein vielfach beschädigter und reparierter Veteran, aber: sie klingt gut! Wie bei den frühen GIBSON – Archtops ist ihr Ton nicht sehr perkussiv, trocken und jazzig, sondern eher warm und bluesig.